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Bewusstes Leben

Eine der größten Herausforderungen beim bewussten Leben ist jene Frage, die die Philosophie seit jeher herumtreibt. Warum leben wir? Gibt es einen Sinn? Und falls nicht, was wollen wir eigentlich vom Leben? Die Schwierigkeit dieser Fragen besteht darin, dass es keine adäquate Antwort gibt. Der Sinn oder Unsinn des Lebens ist eine persönliche Entscheidung und Wahrnehmung. Bewusstes Leben meint in diesem Sinne eigentlich nur, all das wahrzunehmen, was uns wichtig ist und zu wissen, was für uns von Bedeutung ist.
Macht es Sinn das Zimmer aufzuräumen? Eine Diskussion, die unzählige Mütter mit ihren Kindern führen, geführt haben und führen werden. Naturwissenschaftlich betrachtet ist das, was wir oftmals als Ordnung bezeichnen völliger Unfug, denn Ordnung wahren bedeutet einen nicht aufrecht zu haltenden Zustand unter Aufwendung von Energie versuchen aufrecht zu halten. Der Grund, warum Kinder ihre Zimmer aufräumen, liegt nicht darin, dass sie darin einen Sinn sehen. Wenn sie es tun, so fügen sie sich den Eltern und irgendwann wird es zur Gewohnheit – oder eben nicht. Irgendwann hinterfragen wir den Sinn nicht mehr. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Ebenso funktioniert sein Verständnis. Dem Wort des Selbstverständnisses wohnt für mich eine – in meinen Augen belustigende – Wortinterpretation inne. Denn Selbstverständnis bedeutet, dass der Verstand nicht länger an der Gedankenführung beteiligt ist. Wir hinterfragen nicht, was wir für selbstverständlich halten. Geburt – Schule – Job – Haus und Auto – Hochzeit – Kinder – Tod. Wer schreibt unsere Geschichte? Sind wir es selbst oder haben wir Co-Autoren, die wir, dankbar für ihre Unterstützung, gewähren lassen. Sind wir mündig, wenn wir entscheiden, was wir wollen oder wollen wir, was Andere wollen? Sind wir wie Kinder, die sich um einen Ball streiten, dem sie zuvor keine Beachtung geschenkt haben, und jetzt begehren, weil ein Anderer damit spielt? Wen beeindrucken wir, wenn wir ein atemberaubendes Auto kaufen? Vielleicht uns selbst, weil es uns zeigt, dass wir etwas erreicht haben. Doch was ist etwas? Ein Schein? Oder soll es unser Sein sein?
Konsum ist etwas, das uns alle prägt, bewusst oder unbewusst. Es ist eine Größe, die vergleichbar ist und gleichsam einem aufgeräumten Zimmer nicht ganz unähnlich ist. „Räum dein Zimmer auf, stell dir vor es klingelt an der Tür und einer sieht deine Unordnung.“ Wie viel von unserem Konsum gilt den Anderen und wie viel konsumieren wir, weil wir es wollen? Warum verteidigen wir uns, wenn wir etwas kaufen, warum rechtfertigen wir uns, wenn wir etwas nicht kaufen und warum glauben wir etwas haben zu müssen? Warum müssen wir es zeigen, warum wollen wir verglichen werden und am Konsum gemessen werden? Haben wir kein Selbstvertrauen unseren Sinn zu definieren und anzustreben?
Sind es unsere Entscheidungen oder ist es unser Selbstverständnis, welches unseres Verstandes nicht bedarf?

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