Viel vom dem, was wir konsumieren, hinterlässt Müll. Ein großes Problem liegt allein schon darin, dass wir es pauschal als Müll bezeichnen und dementsprechend geringschätzig behandeln. Dabei ist vieles von diesen Überbleibseln unseres Konsums durchaus noch in irgendeiner Form ein Wertstoff – es sei denn wir behandeln es als Müll und schmeißen es achtlos weg.

Aus diesem Grund sind das Bewusstsein unserer Gesellschaft und das seiner Individuen von besonderer Bedeutung. Es ist wichtig, wie wir mit diesen Wertstoffen umgehen, damit einerseits die Potenziale, die darin stecken, genutzt werden und andererseits sich nach und nach die Produktionsketten unseren Bedürfnissen anpassen.
Weil für ein Individuum der Nutzen aus seinem umsichtigen Verhalten nahezu null ist und sich fast ausschließlich aus seinem besseren Gewissen zusammensetzt, ist vor allem ein sensibilisiertes Gewissen und ein gesteigertes Bewusstsein gegenüber den Werten für die Gesellschaft und die Umwelt von Bedeutung. Aus dieser Sicht ist es für Individuen unabdingbar ein klares, konfliktfreies und konsequentes gesellschaftliches Handeln wahrzunehmen.
Auf der anderen Seite muss auch berücksichtigt werden, dass ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Wertstoffen für viele mit großen Komforteinbußen verbunden ist. Denn den Abfall zu trennen kostet Zeit und Mühe und ist in jedem Fall aufwändiger als schlicht die Schutttonne zu öffnen und alles zusammen weg zu werfen.
Deshalb ist es einerseits wichtig, die empfunden Kosten zu reduzieren, indem ein flächendeckendes und kostenloses Entsorgungssystem vorhanden ist, das es jedem Einzelnen leicht macht, Wertstoffe zu trennen. Andererseits ist eine weitgreifende Öffentlichkeitsarbeit notwendig, die die moralischen Kosten erhöht, falls weiterhin nicht unsere Ressourcen geschont werden. Ebenso sind die Kosten für Restmüll durchaus hoch anzusetzen, um ein Einsparpotenzial für jene zu schaffen, die sich gesellschaftsorientiert verhalten.
Es gibt keine Rechtfertigung Recyclingcenter zu errichten oder zu betreiben, die Kosten für private Personen verursachen, wenn sie diese nutzen. Ebenso wenig darf eine Biomülltonne, Papier- oder Glasentsorgung, noch blaue Säcke von Valorlux von den Kommunen genutzt werden, um Geld einzunehmen.
Dies würde einen falschen Anreiz schaffen und eine völlig verkehrte Botschaft senden. Dadurch zeigt sich, dass es eben doch kein gesellschaftlich verfolgtes Interesse ist. Das eigentlich benötigte Signal der Notwendigkeit verkommt zu einem: „Man kann es tun, wenn man Idealist ist.“ Jenen, die diese Mühe ablehnen und es sich nicht zumuten lassen wollen, wird es so einfach gemacht, sich die Gewissensbisse klein zu reden.
Eine ebenso fahrlässige Botschaft findet im öffentlichen Raum statt. Obwohl uns der Staatsapparat durch etliche Initiativen versucht zu sensibilisieren, zu Hause und in der Schule unseren Abfall zu trennen und uns des Wertes der Rohstoffe bewusst zu werden, scheitert es in der Öffentlichkeit an der notwendigen Konsequenz. In Parks, bei Sitzbänken längs Wanderwegen oder auf Bürgersteigen und gar auf Bus- und Bahnhaltestellen zeigt sich das triste Bild der Unvernunft. Statt der Möglichkeit zu trennen, finden sich – oft genug überfüllte – Mülltonnen, die den Wert der Ressourcen verkennen lassen.
Wo, wenn nicht in der Öffentlichkeit zeigt sich, wie wir als Gesellschaft handeln. Hier wird jeden Tag unmissverständlich gezeigt, dass Mülltrennung eine private Angelegenheit für Idealisten ist, die, wenn sie denn wollen, zu Hause bewusst leben können und in ihrem Keller ungesehen Recyceln dürfen. Nebst der verfehlten Botschaft werden jene, die sich in ihrem Verhalten zu Hause verbessert haben, in ihrer Gewohnheit gestört, oder schlimmer gar, es wird verhindert, dass es zur Gewohnheit wird. Abermals zeigt sich jenen, die sich der Bequemlichkeit willen weigern verantwortungsbewusst zu handeln: Sieh doch, es ist kein gesellschaftliches Interesse. Und außerdem, was kann einer allein schon ändern.
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