Buch: Das Problem der Armut ist

Motivation zum Buch:

Es war mir wichtig, ein Buch zu schreiben, das andere Perspektiven aufzeigt, als jene mit denen Armut meistens beleuchtet werden.

Das Problem der Armut muss an der Wurzel verstanden werden, wenn wir es lösen wollen. Deshalb versuche ich zu zeigen, was ein Geldkreislauf eigentlich ist, und wo es bei unserem Geldkreislauf kränkelt.

Auch ist es mir wichtig, einen Ausweg aus unserem Konsumwahn und den „dringend benötigten“ Wirtschaftswachstum aufzuzeigen. Beides wird nämlich nicht das Armutsproblem lösen, genauso wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit keine Armut hervorbringend wird.

Das Problem liegt in der Armut selbst, deshalb der Titel, und deshalb möchte ich zeigen, warum es für Armut Armut braucht, und wie wir diese Armut nutzen, um Angst zu schüren und die Armut aufrecht zu halten.

Armut ist die Peitsche des 21. Jahrhunderts, mit der wir Sklaverei betreiben. Dies und andere Zusammenhänge versuche ich euch im Buch näher zu bringen.

Klappentext und Buchbeschreibung:

Dieses Buch versucht die Problematik der Armut aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Leider werden im Kontext mit bestehenden Wirtschaftsstrukturen oft Zusammenhänge gesehen, die nicht existieren. In den Diskussionen werden Dinge gefordert, die für die Lösung der Armutsproblematik nicht von Relevanz sind, uns auf der anderen Seite aber davon abhalten, gesellschaftliche Ziele wie Umweltschutz und gerechte Löhne zu erreichen. Die triviale Lösung erkennen wir nicht, weil wir Ängste in uns tragen, die ganz andere Ursachen haben, mit denen das Armutsproblem aber nichts zu tun hat – im Gegenteil.

Weil wir das Problem der Armut nicht verstehen wollen, obschon es unsere Absicht ist, dieses zu lösen, schaffen wir Probleme, die dann zu Diskussionen über Sozialschmarotzer führen. Weil wir zu geblendet sind, um die Zusammenhänge zu sehen, beschimpfen wir die Armen verallgemeinernd und schrecken nicht davon zurück, ihnen an ihrer misslichen Lage die Schuld zu geben oder sie als das Problem zu erachten.

Sozialschmarotzer entstehen nicht aus Armut, sondern aus der Unfähigkeit, das Problem der Armut zu lösen.

Infos zum Buch:

Das Prblem der Armut Cover Front

ISBN:                     978-3-7450-1358-0

Preis:                     8,00 €

Das Buch ist ab jetzt bei Epubli, in jeder gut sortierten Buchhandlung oder als Ebook erhältlich.

Armut ist die Peitsche der Sklaverei des 21. Jahrhunderts

Ein Hauptgrund für die Armut ist Armut. Viele Menschen arbeiten hart, ohne dafür einen gerechten Lohn zu erhalten.

Sie werden systematisch ausgebeutet. Der Grund dafür, dass dies möglich ist, liegt in ihrer bitteren Armut, und darin, dass sie keinen Ausweg sehen, als sich ausbeuten zu lassen nur um den gröbsten Hunger zu stillen.

Wer arm ist, hat nicht die Zeit, sich umzusehen, seine Situation zu überdenken und rebellisch zu werden. Armut zwingt ohne Fessel und Peitsche dazu, ungerechte und menschenverachtende Angebote anzunehmen. Das ist die als zivilisiert bezeichnete Art der Sklaverei des 21. Jahrhunderts. Wir halten mit unserem System den Armen ein Stück Brot vor den Mund, und sagen selbstgefällig, sie sollen sich anstrengen.

Gleichzeitig wollen wir aber nicht, dass sie aufhören arm zu sein, weil sie sich sonst nicht mehr ausbeuten lassen, weil sie dann Zeit haben, nachzudenken und die Möglichkeit haben, ihre Talente auszunutzen und sich weiter zu bilden.

Damit Menschen arm sind, dürfen sie nicht viel verdienen. Damit Menschen für sehr wenig arbeiten, müssen sie sehr arm sein. Damit es Armut gibt, muss es Armut geben. Ohne Armut, keine Armut!

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Dieser Beitrag ist auch zu finden bei: einfachnachhaltigbesserleben.blogspot.de

Auswirkungen schwindender Armut auf den Arbeitsmarkt

Eines der bedeutendsten Probleme unseres Wirtschaftssystems liegt in dem Irrglauben, dass wir nur durch immer größeren Wirtschaftswachstum einerseits unseren Wohlstand mehren und andererseits auch die Armutsproblematik beseitigen können. Wir glauben, je mehr wir produzieren, umso mehr Einkommen haben wir, das wir verteilen können und umso einfacher ist es Armut zu beseitigen.
Selbst wenn es funktionieren würde, so wären wir von etwas anhängig, was auf Dauer unmöglich und zudem sehr gefährlich ist – konstantem Wachstum.
Wachstum bedeutet nicht nur, dass wir immer mehr konsumieren müssen, sondern auch, dass wir mehr und mehr an Ressourcen verbrauchen. Dies führt uns zu bereits heute ersichtlichen Umwelt- und Ressourcenproblemen. Um diese zu lösen wird kein Weg an den Gedanken zur Nachhaltigkeit vorbeiführen, wie etwa effizienter produzieren und weniger konsumieren. Es steht also in gewisser Weise im Widerspruch mit den bisherigen Leitgedanken unser Armutsproblem zu lösen.
Aber wir haben ohnehin ein ganz anderes Problem. Das skurrile ist nämlich, dass die Akzeptanz von Armut immer wieder gefordert wird, um den Umsatz zu sichern oder gar noch steigern zu können. Somit heben wir die Bedeutung des Wirtschaftswachstums über die Lösung des Armutsproblems. Eigentlich müssten wir es ohnehin längst wissen, dass Wirtschaftswachstum nicht das Armutsproblem lösen wird – wir haben seit fast 70 Jahren weltweit einen jährlichen Wirtschaftswachstum, der teilweise sogar zweistellig war und ist. Dennoch gibt es immer noch millionen Menschen, die in bitterer Armut leben und sich kein sauberes Trinkwasser leisten können oder an Hunger sterben. Dabei haben sie nicht einmal die reale Perspektive, dass es für sie oder ihre Kinder irgendwann besser wird. Der Wirtschaftswachstum führt vor allem dazu, dass die Schere zwischen arm und reich größer wird – auch wegen der Geldregel.
Umgekehrt – und das ist das Kuriose – würde die Lösung des Armutsproblems sofort spürbar ein Wirtschaftswachstum, wie in der folgenden Darstellung durch die größere Produktionsmenge angedeutet, hervorrufen. Denn all das Vermögen, das arme Menschen bekommen, geben sie für Konsum aus. Da es viele Dinge gibt, die arme Menschen in einer ersten Phase dringend benötigen und in einer zweiten Phase sehr gut gebrauchen können, wie dann etwa Waschmaschinen, Kühlschränke und Fernseher, wird dadurch in Summe zudem ein sehr hoher gesellschaftlicher Nutzen geschaffen. Aber eben auch „nur“ ein gesellschaftlicher Nutzen und nicht ein Nutzen für die Reichen und die Entscheidungsträger.
Vielmehr würde es die Entscheidungsträger vor eine schier unlösbare Aufgabe stellen, denn der in diesem Fall explosionsartig ansteigende Wirtschaftsumsatz würde die Potenziale unseres Planeten innerhalb kürzester Zeit aufbrauchen – egal ob Energie, Material oder Abbau von Giftstoffen. Denn auch hier gibt es eine Art Ausbeutung, die nichts mit Geld oder Arbeitsausbeutung zu tun hat. Unser System braucht heute mehr als je zuvor arme Menschen, die es sich nicht leisten können, so zu leben wie wir.
Würden sie es können, könnten wir es uns alle nicht mehr leisten. Das bedeutet wir brauchen die Armen nicht einmal nur dazu, dass wir unseren Reichtum erlangen, sondern auch dazu, dass wir von unserem Reichtum so leben können, wie wir es tun. Das ist ein weiterer Grund, warum es für die Lobbyisten so einfach ist, die Geldregel aufrecht zu halten, denn wenn wir die Armut als Konsumbremse verlieren, müssen wir alle kürzer treten. In diesem Sinne ist jeder, der etwas hat, gerne bereit Armut als systemdazugehörig zu erachten und den Lügen der Kapitalisten (es sind Lügen, weil jeder der von Wirtschaft Ahnung hat, weiss es besser) zu glauben, denn es schützt unser Verständnis von Wohlstand. Es hat uns bisher davor bewahrt umweltbewusst leben zu müssen – auch wenn wir schon bald nicht mehr daran vorbei kommen. Aber mit jedem Menschen, dessen Lebensstandard wir am Existenzminium oder darunter halten, können wir mehr konsumieren – kaum vorzustellen, wenn jeder Mensch maximal nur soviel Ressourcen beanspruchen dürfte, wie eine Erde geteilt durch 7 Milliarden nachhaltig hergeben kann. Dann ist es doch einfacher Sklaven als Platzhalter für unsere Ansprüche zu besitzen, die für uns auf ihre Anteile verzichten.

Produktverteilung

Darstellung: wachsende Produktnachfrage bei gerechter Produktverteilung kann nur durch Verzicht auf verschwenderischen Konsum kompensiert werden; Kreisdiagramm entspricht Produktmenge

Auch wegen der Arbeit der Lobbyisten sind viele der Meinung, dass der Verlust von Arbeitsplätzen kritisch wäre, weil es die Armut vergrößere. Die sogenannte Gefahr, die heute durch sehr stark ausgeprägte Rationalisierung und Automatisierung ausgeht, würde umso gravierender je weniger wir konsumieren. Dabei liegt eine Grundidee der Nachhaltigkeit darin, dass wir weniger konsumieren sollen. Das würde bedeuten, dass sehr viele Arbeitsplätze verloren gingen, und damit die Konkurrenz unter den Armen noch größer wird. Die Folge wäre eine noch einfachere Ausbeutung der Armen und eine größere Menge an armen Menschen. Wenn das stimmt, dann stecken wir in einem Dilemma. Wollen wir unsere Umwelt retten und weniger konsumieren, werden wir die Armut vergrößern. Entscheiden wir uns hingegen dafür, das Armuts¬problem zu beseitigen, dann wird der Konsum derart steigen, dass an Umwelt- und Ressourcenschutz nicht mehr zu denken sein wird. Seltsamerweise hängen die beiden Themen sehr eng zusammen und es wird so getan als dürften wir keines der Probleme lösen, weil sonst das jeweils andere zu bedeutend würde.
Dabei ist dieser Gedanke nur ein Produkt der Angstmacherei und völlig gegenstandslos. Die beiden Probleme müssen gleichzeitig gelöst werden und vor allem haben sie unterschiedliche Ursachen.
Real geht kein gesellschaftlicher Nettonutzen verloren, wenn wir auf etliche Produkte verzichten, weil wir vieles von dem, was wir konsumieren (wir, die Reichen der Menschheit) mehr gesellschaftliche Kosten in Form von Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung verursacht, als dass es uns Nutzen stiftet. Wenn wir uns Gedanken darüber machen was passiert, wenn wir aber weniger konsumieren, dann läuft es darauf hinaus, dass wir weniger produzieren und deshalb weniger Arbeitsplätze haben. Soweit ist das die logische Konsequenz, aber dann wird es bizarr, wenn wir behaupten, dass wir dann nicht mehr alle satt bekämen und diese nicht das Nötigste zum Leben hätten. Dabei dürfte es doch kein Problem sein, das Nötige zu produzieren, schließlich haben wir im ersten Schritt die Produktionsleistung reduziert und Arbeitskräfte entlassen. Das bedeutet, dass alles Notwenige vorhanden ist, um das zu produzieren, was notwendig ist. Das Problem ist auch hier wieder sehr einfach. Das Problem der Armut ist die Armut und hier wird es deutlicher als irgendwo anders. Wir könnten alles produzieren, was die Menschheit bräuchte, aber wir tun es nicht, weil diese Menschen arm sind. Dennoch klammern wir uns immer noch an den Gedanken, dass wir Arbeitsplätze retten müssen, die Dinge produzieren, die wir nicht brauchen. Arbeitsplätze haben keinen Wert, bis auf jenen, den sie produzieren. Wenn oftmals auch über das Problem der Automatisierung gesprochen wird, wo Roboter die Arbeitsplätze zerstören und das als Gefahr gesehen wird, dann wird auch hier wiederum dem Arbeitsplatz mehr Wert zugesprochen als dem Produkt. Wenn ein Mensch eine Arbeit verrichtet, die eine Maschine kostengünstiger, besser und effizienter vollführen kann, nur damit er einen Arbeitsplatz hat, dann ist das eine Beschäftigungstherapie. Dabei könnte man die Person ebenso gut anstellen Schmetterlinge zu zählen oder aber etwas gesellschaftlich Wertvolles zu machen, wie sich um alte Menschen zu kümmern oder Kinder zu erziehen – warum auch nicht die eigenen. Arbeit hat keinen Selbstzweck. Es gab eine Zeit in der der Ausdruck „Arbeit macht frei“ geprägt wurde. Wenngleich dies blanker Hohn war, so findet sich auch heute noch ein Teil dieses Gedankengutes in unserer Gesellschaft wieder – dies allerdings in einem anders gearteten Kontext.
Das einzige Problem das wir haben, ist festzulegen, was wir produziert haben wollen, damit jeder Mensch ein würdiges Leben führen kann und dann, gleichbedeutend wie wenig wir dafür arbeiten müssen, dafür zu sorgen, dass jeder einen Teil dieser Arbeit verrichten kann und dafür mindestens jenen Anteil an Produkten erhält, der für ein menschenwürdiges Dasein notwendig ist. Wir haben bei weitem kein Produktionsproblem oder zu geringes Wirtschaftswachstum oder zu wenig Arbeit. Das Problem ist, dass wir den armen Menschen das Recht vorenthalten, an dem Kreislauf von Konsumrecht und Konsumproduktion teilzunehmen, indem wir dafür sorgen, dass sie arm sind und dies auch bleiben.
Wir brauchen nicht mehr Produkte als wir benötigen, um alle satt zu bekommen und Armut zu beheben. Ebenso bedürfen wir nicht Arbeit um ihrer selbst willen, sondern nur jene Arbeit die notwendig ist. Armut ist dann und nur dann kein Problem mehr, wenn jeder Teil des Systems werden kann und sich durch gesellschafts¬orientierte Arbeit sein Anrecht darauf verdient, von der gesellschaftlichen Produktion zu profitieren und so die Möglichkeit hat, ein allgemein als würdiges Leben anerkanntes Leben zu führen. Dieses Prinzip eines Kreislaufsystems von gerecht aufgeteiltem Konsumanspruch und Arbeitsaufteilung ist in der folgenden Darstellung aufgeführt. Es entspricht dem Grundgedanken eines gesellschaftlichen Handelns ohne Ausbeutung von Sklaven und Ausnutzung von Notständen.
Haben wir das verstanden, ist das Armutsproblem gelöst und wir müssen uns nicht mehr davor fürchten nachhaltig zu leben, mit der Ressourcenverschwendung aufzuhören oder zu viel Freizeit zu haben. Wir müssen nur rausfinden, was uns Nutzen schafft, aber auf keinen Fall müssen wir Arbeit erfinden, um Arbeitsplätze zu haben.

Arbeitsverteilung

Darstellung: Kreislauf aus Produktnachfrage und Arbeitsleistung. Nicht die Arbeitplätze sind von Bedeutung, sondern dass alles produziert wird, das benötigt wird.

Produzieren wir erst einmal alles was wir benötigen, dann spielt es keine Rolle mehr, wie wenig dafür gearbeitet werden muss. Dies gilt selbst dann, wenn im Extremfall eine Arbeitsstunde im Jahr eines einzelnen Menschen dazu ausreichen würde, um die Bedürfnisse von derzeit 7 Milliarden Menschen zu decken. Diesen Zustand nennen wir hochachtungsvoll Paradies und fast jede Weltreligion strebt, dorthin zu gelangen und wir bezeichnen es als das Höchste, das wir uns erträumen können und doch wird es durch unser Systemverständnis und unsere Ängste als Worst-case-Szenario beschrieben. Aber warum sollte man sich wundern, schließlich gehen das Wirtschaftssystem und die Realität seit Jahren getrennte Wege. Wir konzentrieren uns seit langem nicht mehr darauf, Werte zu produzieren, sondern Dinge, die Geld kosten.
Unser Planet und unser Wunsch nach Nachhaltigkeit werden uns noch vor viele Probleme stellen. Eines davon wird es sein, Armut richtig zu verstehen und zu beseitigen.

Armut als Problem der Verhandlungsmacht

Ein sehr großes Problem der Armut ist die sehr geringe Verhandlungsmacht.

Dieses Problem kommt auch immer dann zum Tragen, wenn in wohlhabenderen Ländern versucht wird Armut mit dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu halten. Hier werden die Armen gegen die Ärmsten ausgespielt. Es heißt: „Friss oder stirb.“

Abermals kann die Grenznutzenfunktion als eine Erklärungs­grundlage herangezogen werden. Je geringer das Einkommen ist, sprich umso ärmer man ist, um so größer ist der Grenznutzen einer zusätzlichen Einkommenseinheit. Für jeden wird der Gewinn solange maximiert, wie der Grenznutzen höher ist, als die Grenzkosten. Je ärmer man ist, umso existenz­gefährdender ist der Verzicht auf zusätzliches Einkommen und umso höhere Unkosten in Form von Risiken, Komfort- und Gesundheitseinbußen sowie von Arbeitsleistung ist man bereit für 1 € auf sich zu nehmen.

Es kann leicht mit dem Verkauf von Wasser verglichen werden. Wenn sie in einer Stadt Wasser verkaufen, wird der Kunde nur einen geringen Preis zu zahlen bereit sein. Ist der Preis zu hoch, geht der Kunde zur Konkurrenz. Wenn sie aber in der Wüste einen halb Verdursteten finden, der 2 000 € bei sich trägt, dann wird er ihnen diese bereitwillig für 100 ml Wasser geben, weil er die Wahl zwischen dem Verzicht auf 2 000 € oder seinem Leben hat. Man kann sich nun vorstellen, dass es schwierig ist, mit dem Verkauf von Wasser in einer Stadt reich zu werden. Ebenso wird man nicht reich, wenn man in der Wüste auf Menschen wartet, die sich ohne ausreichend Proviant verirrt haben. Um richtig reich zu werden, müsste man ein System schaffen, in denen viele in der Wüste ohne Wasser abgesetzt werden – dann wird man reich, weil die Armen werden einem alles geben, wenn kein Geld, dann eben Arbeitsleitung. Ein solches System des „freiwilligen“ Zwanges haben wir geschaffen, in dem wird für Chancenungleichheit sorgen und denen, denen wir die Chance auf Wasser vorenthalten, wohlwollend zulächeln: „dann strengt euch mal an.“

Die Verhandlungsmacht ist nahezu null – es bliebe nur Revolution – denn eine echte Wahl gibt es nicht. Indirekt wird innerhalb des ärmeren Teils der Gesellschaft jeder gegen jeden ausgespielt. Wenn einer gegen das System aufbegehrt, wird ihm seine Existenz­grundlage, und damit das Recht auf Leben entzogen, weil ein anderer allzu gerne bereitwillig für den geringen Nutzen die enormen Unkosten akzeptiert.

Aber auch durch einen anderen Effekt wird die Verhandlungs­macht ausgehebelt, denn jemand der morgens nicht weiß wie er bis zum Abend überleben und halbwegs satt werden soll, hat andere Sorgen als für seine Rechte zu kämpfen oder auch nur darüber nachzudenken, das er etwas an seiner Situation überdenken und nachverhandeln soll. Er kämpft jeden Tag aufs Neue den aufzehrenden Kampf gegen den Hungertod und dabei tritt er als unerbittlicher Konkurrent gegen jene an, die etwas weniger arm sind und zerstört jenen somit jede Grundlage zu einer Verhandlung, um deren Situation zu verbessern. Die Römer und Ägypter waren so ehrlich und haben Sklaven, die sich gegen systematische Ausbeutung erhoben haben, getötet. Wir lassen sie sterben und sagen, das sei die effizienzfördernde Macht des Kapitalismus gegen die man nichts tun dürfte, und schließlich ist es ja auch deren eigene Wahl, dass sie gestorben sind – hätten sie sich doch einfach einmal angestrengt und etwas besonderes getan, gelernt, Technologien weiter entwickelt. Aber nein, dieses Recht haben wir ihnen vorenthalten, denn ansonsten hätte sich die effizienzsteigernde Macht des Kapitalismus gegen uns gewendet, und dann wären unsere gut bezahlten Arbeitsplätze bedroht – und das wäre schlicht unfair, denn wir sind reich!

Würde man nun als kleines Kind einer armen Familie den Entschluss fassen alles zu tun, um dem Schicksal der Familie zu entgehen, dann wird allzu oft die Verhandlungsmacht bereits hier gebrochen, weil man dazu verpflichtet wird für sein eigenes Überleben einzustehen, und man muss darauf verzichten, seine Potenziale zu nutzen und sich, wie im kapitalistischen System angedacht, eine Verhandlungsmacht zu schaffen. Auf diese Weise sorgt die geringe Verhandlungsmacht dafür, dass die Chancen­un­gleich­heit selbstverstärkend ist.

Dieses Extrem ist vor allem bei extremer Armut stark ausgeprägt und hier sind es vor allem die Sorgen eines jeden einzelnen, die dafür verantwortlich sind, dass es nicht zu einem kollektiven Aufstand kommt. Je weniger arm die Menschen sind, umso eher ist sie bereit über ihr Schicksal nachzudenken, und dieses nicht hinzunehmen und sich mit Gleichgesinnten zusammen zu tun. Hierfür gibt es einige Faktoren, die wichtig sind, damit die Situation stabil bleiben kann. Es muss das Bewusstsein bestehen, dass es eine breite Masse gibt, die sich in einer vergleichbaren Situation befindet und dies für eine lange Zeit, sodass es als normal angesehen wird. Rutscht dagegen ein Kollektiv, das sich durch einige Eigenschaften abgrenzen lässt, gemeinsam wirtschaftlich ab, entsteht viel eher ein Anreiz aufständig zu werden – weil es nicht mehr normal ist.

Ferner ist es wichtig, dass ärmere Gruppen den Blick nicht zu sehr nach oben richten und es ungerecht finden, nicht reicher zu sein. Vielmehr sollte – im Sinne der Reichen – der Ärmere den Blick nach unten richten und hier sehen, dass von den Reichen eine Wand für sie errichtet worden ist, die sie davor bewahrt weiter abzusteigen.

Die Angst wiederum, dass dies geschehen könnte, wenn jemand zu sehr aufbegehrt, muss aber bestehen bleiben. Angst ist sehr wichtig im System. Angst genug damit nicht aufbegehrt wird und nicht zu viel Angst, damit es nicht zur Panik und daraus zu einem Aufstand kommt.

Angst ist letztlich das, das die Verhandlungsmacht herunter setzt – denn wo kein Kläger, da kein Angeklagter.

Geldkreislauf

Unser Geldkreislauf ist eines der wichtigsten Elemente in unserer Gesellschaft, denn es ist der Grundstein auf dem fast alles aufbaut. Es berührt fast alle unsere Handlungen. An- und fürsich ist Geld nicht schlecht, weil es lediglich ein Tauschmittel ist. Obwohl der Kapitalismus durchaus komplex ist, ist das Prinzip des Geldkreislaufes so einfach, dass jedes dreijährige Kind, das in der Lage ist, einen Kreis zu malen, es verstehen kann.

Das Geld muss rollen. Mit der ungeschriebenen Regel, dass Geld zu Geld kommt, haben wir den Geldkreislauf parodiert. Durch Zinsen, Machtmissbrauch, gesellschaftlich destruktiven Lobbyismus, Korruption und Protektionismus schöpft die finanzielle Elite kontinuierlich Geld aus dem Kreislauf ab. Dadurch dünnt sich der Geldkreis aus und selbst wenn alle Menschen hart arbeiten, kommt immer weniger Geld bei ihnen an. Irgendwann würde der Geldkreislauf zum Erliegen kommen, oder immer mehr Menschen ausgrenzen, sodass sich immer mehr Menschen einfach ausbeuten lassen – zu Gunsten der Reichen.
Damit das System scheinbar stabilisiert ist, drucken die Zentralbanken fleissig Geld und pumpen es in den Kreislauf. Das System ändert sich aber nicht, und so fließt das Geld über kurz oder lang erneut zu den Reichen. Wer sagt, dass das normal ist, der sagt auch, dass ein Kreis einen Anfang und ein Ende hat.
Vielleicht sollten in den Zentralbanken und dort wo die Regeln erstellt werden mehr dreijährige Kinder arbeiten, die in der Lage sind einen Kreis zu malen, damit irgendwann unser Geldkreislauf auch wieder ein Geldkreislauf ist.

Armut als Problem der Chancen(un)gleichheit

Für viele ist der Kapitalismus das Allheilmittel für unsere Probleme, unter anderem auch für das der Armut. Mit dem Satz: „Im Kapitalismus kann jeder reich werden“ scheint für viele alles gesagt zu sein. Dementsprechend geringschätzig werden arme Menschen in unseren Denkschemata bewertet. Wer arm ist, ist irgendwie selbst schuld, denn er könnte sein Schicksal ändern.
Die Wahrheit ist aber eine ganz andere. Denn obwohl es Beispiele gibt, die den Satz bestätigen wollen, spiegelt er nicht die Wahrheit des Problems wieder.

Unter den Armen gibt es sehr viele die außergewöhnlich ehrgeizig, kreativ, innovativ und talentiert sind, aber dennoch niemals das Glück haben, sich zu beweisen und den Lohn zu verdienen, der ihnen zu Teil geworden wäre, wenn sie nicht arm gewesen wären. Das ist dann nämlich nicht mehr mit der lapidaren Äußerung: „dann soll er sich mal anstrengen“ abzutun.

Wenn aber die Herkunft eines Menschen, ob nun geographisch oder allein bezüglich der Wohlstandsschicht darüber entscheidet, welchen Ertrag die gleichen qualitativen Voraussetzungen eines Menschen erwirtschaften können, dann haben wir ein Problem bezüglich der Chancengleichheit. Dann hilft es auch nicht, dies zu relativieren, indem behauptet wird, dass war ja schon immer so. Natürlich war es schon immer so, aber wir – beziehungsweise unsere Vorfahren haben sich dagegen aufgelehnt und dafür gekämpft, dass es für sie anders wurde. Das ist der Grund, warum es heute keine „echte“ Monarchie mehr in wohlhabenden Ländern gibt. Denn die Monarchie, aber auch Religionen und deren Amtsträger haben systematisch die Chancengleichheit unterdrückt, um den Wohlstand für Ihresgleichen zu verfestigen.

Jeder der die Chancenungleichheit toleriert, aber keine Monarchie wie in der Vergangenheit dulden würde, stellt sich als etwas Besseres dar. Entweder er ist unbedarft oder er behauptet, ein besserer Mensch, eine Art höheres Wesen zu sein, dem andere Menschen untertan sein müssen. Das ist nicht übertrieben gemeint, sondern der Gedanke ist konsequent zu Ende gedacht.

Die Chancenungleichheit kommt nicht erst dadurch zustande, dass einer für die gleiche Arbeit ein deutlich niedrigeres Gehalt erhält, oder er andere gesundheitliche und sicherheitsrelevanten Gefahren eingehen muss. Die Ungleichheit kommt bereits dann zustande, wenn einem Individuum nicht die gleichen Voraussetzungen geschaffen sind, die es ihm ermöglichen, seine Potenziale soweit zu entwickeln, dass sie ihm dazu dienen können, im kapitalistischen Jetstream so weit aufzusteigen, wie es ihm einerseits möglich ist und es ihm andererseits von sozialem Interesse ist.

Wenn wir argumentieren möchten, dass der Kapitalismus das Armutsproblem dadurch lösen soll, dass jeder für sich ausreichend Wohlstand erlangen kann, in dem er seine Talente nutzt und fleißig ist, dann muss jedem auch die Möglichkeit gegeben sein, sein Talent zu finden und weiter zu entwickeln. Ansonsten kommt die Aussage jener eines Mörders gleich, der behauptet er habe sein Opfer nicht erschossen, dieses wäre nur nicht auf die Seite gesprungen, als die Kugel kam.

Über allen Gesetzen, die wir erstellen, steht im Grunde der Gedanke, dass wir eine Gesellschaft sind, wobei das meist national oder regional beschränkt ist. In den meisten Köpfen ist es das noch heute. Der Grundgedanke, dass wir eine Gesellschaft sind und als solche funktionieren müssen, kommt nicht von ungefähr und es beruht nicht auf der Gleichheit aller Menschen, sondern vor allem auf deren Ungleichheit – auch das wird von vielen nicht verstanden.

Im Prinzip würden wir heute nicht so leben, wenn es keine gesellschaftlichen Strukturen gegeben hätte. Diese sind für jedwege Weiterentwicklung verantwortlich, die über die Nutzung eines Steines als Werkzeug hinausgeht. Selbst die Sprachen, Grundstein aller Kommunikation, sind ein Erbe der Gesellschaften, bei denen es ein kollektives Verständnis der Bedürfnisse gibt, und dieses Wissen von Generation zu Generation weitergegeben und weiterentwickelt worden ist.

Aller Genialität der Menschen zum Trotz, es hätte keine der Erfindungen der letzten zehntausend Jahre gegeben, wenn wir nicht unser gesellschaftliches Wissen in Form von Bildung weiter gegeben hätten. Keiner aus unserer sogenannten politischen Elite und unserer wohlhabenden Schicht hätte seine Macht und sein Vermögen, ohne die Möglichkeit seine Talente zu entfalten und auf das Wissen vorangegangener Generationen zurückzugreifen. Diese Chance versperren wir aber systematisch den armen Menschen und reden uns mit „dann sollen sie sich eben anstrengen“ aus der Verantwortung.

Diese Chancenungleichheit ist aber für die wirtschaftliche Oberschicht nicht ohne Bedeutung. Auf der einen Seite verzichten wir als Gesellschaft auf all das Potenzial, das durch die Chancenungleichheit in Form von ungenutzten Talenten und Tatendrang verkümmert. Auf der anderen Seite bildet diese Talentwüste eine unsichtbare Mauer, die Reich und Arm trennt und diesen Zustand auf Generationen festigt und vor allem den Reichen auch die für ihren Reichtum benötigten billigen Arbeitskräfte zur Verfügung stellt. Eine klassische Win-Lose-Situation im Sinne des Erfinders, aber nicht im Sinne der Gesellschaft.

Dass wir diese Chancenungleichheit bewusst fördern wird dann deutlich, wenn Menschen aus anderen Ländern herkommen und dann gesagt wird, dass diese uns unsere Arbeitsplätze wegnehmen. Dabei können sie uns keine Arbeitsplätze wegnehmen. Es kann nur sein, dass sie für das gleiche Geld produktiver sind als wir – das ist der Grundgedanke des Kapitalismus, an den wir glauben, aber nicht wollen, dass er funktioniert. Wir wollen, dass es Grenzen gibt, die arme Menschen diskriminieren, ihnen den wirtschaftlichen Aufstieg verwehren und uns Rechte zusprechen auf die die Anderen – die Armen – keinen Anspruch haben. Wir wollen Unfairness – aber zu unseren Gunsten.

Darauf gründet die Angst vor Fremden. Diese Angst, dass sie den Anspruch auf die gleichen Rechte fordern. Die Lobbyisten schüren diese Angst, weil sie uns zufrieden stellt, denn so wissen wir, dass es uns besser geht. Uns allen verschafft dies Sklaven, denen wir nur das Nötigste zum Überleben geben müssen – und das ganz ohne Peitsche, das ist der Vorteil unserer heutigen Zivilisation – Sklaverei auf Distanz. Die Römer mussten noch unter den Menschen zweiter und dritter Klasse leben. Wir nicht, wir gehen zu ihnen, um dort unseren Urlaub zu verbringen und erwarten, dort eine heile Welt vorgespielt zu bekommen. Die Römer und Ägypter waren skrupelloser als wir, aber wir sind zynisch und selbstgerecht.

Lobbyismus und die Regel des Geldes

Beim Lobbyismus und der Regel des Geldes geht es darum, dass derjenige, der viel Geld kontrolliert, auch die Regeln in seinem Interesse beeinflussen kann. Dabei wird er die Regeln so zu verändern versuchen, dass es ihm Vorteile verschafft, die ihm direkt oder indirekt dazu verhelfen, Geld zu erlangen. Auch ist es dazu nicht unbedingt notwendig, dass er viel Geld besitzt oder dieses großzügig in Form von Bestechung verteilt. Direkte Korruption in Form von Geldüberweisungen oder dem Versprechen später einen lukrativen Posten kleiden zu können (ich vermeide hier bewusst Worte wie Arbeitsplatz oder arbeiten) hat es immer gegeben und wird es auch immer geben, aber das ist nicht einmal die Wurzel des Problems.
Lobbyismus ist oftmals deutlich gefährlicher, weil es auf legalem Wege die Interessen unserer Gesellschaft aushebeln kann, und in den meisten Fällen auch tut.
Denn meist wird wirkungsvoller Lobbyismus von Unternehmen bzw. Wirtschaftszweigen durchgeführt, die sich dadurch wirtschaftliche Vorteile versprechen. Das Geld, welches sie dabei in die Waagschale werfen ist der Umsatz, den sie erzielen. Dieser Umsatz, so sagen sie, diene der Gesellschaft, in dem er Arbeitsplätze sichere. Deshalb können Umweltstandards fallen gelassen werden, oder erst gar nicht in Kraft treten. Arbeitsrechte, wie etwa gerechter Lohn werden als schadhaft deklariert oder Steuerzahlungen als unnötig erachtet. Fremde Technologien, die jene veralteten Denkweisen und Kernkompetenzen der etablierten Unternehmen den Markt streitig machen könnten, werden nicht gefördert, verpönt oder gar verboten. Direkt kann das Unternehmen des Lobbyisten Geld verdienen, wenn dessen Produkten Subventionen zugeschrieben werden oder das Unternehmen direkt Aufträge erhält. Indirekt kann Geld verdient werden, indem Konkurrenzprodukte vom Markt ferngehalten werden oder dem Unternehmen Arbeitskräfte billig zur Verfügung gestellt werden. In beiden Fällen verliert der Kapitalismus einen Teil seiner effizienzsteigernden Macht, die ihm immer wieder zugesprochen wird und die diesen letztendlich rechtfertigt. Wenn in den sogenannten freien Markt eingegriffen wird, dann müssten es immer gesellschaftliche Interesse sein, wie etwa soziale Gerechtigkeit oder Umweltschutz, die in einem solchen Falle vertreten würden.
Der Lobbyismus, der aufgrund der finanziellen Strukturen fast ausschließlich von etablierten Unternehmen mit veralteten Denk- und Handlungsweisen ausgeht, weiß dies aber zu umgehen und implementiert Mechanismen, die deren Markt schützen. Es handelt sich demnach in den meisten Fällen um ein Protektorat, das den gesellschaftsorientierten Wandel unterbindet, oder möglichst lange hinauszögert. Die Gesellschaft wird bereits hier auch durch ihr Armutsproblem betrogen, und zum Teil wird auch deshalb ebendieses aufrecht erhalten, weil arme Menschen eine schwache Lobby haben.
Deshalb kann man hier auch Amschel Meyer Rothschild (1773-1855) zitieren, der gesagt hat: „Mich interessiert nicht, wer die Gesetze macht, solange ich das Geld kontrolliere.“ Dieser Satz kommt nicht von ungefähr, denn heute wie früher sind die Ersteller der Regeln dem Geld gehörig.