Autoreifen

Formen des Recyclings

Reifen gibt es für alle möglichen Fahrzeuge, doch für alle stellt sich früher oder später die Frage, wohin damit? Es handelt sich um ein robustes Produkt mit einer sehr heterogenen Mischung aus Gummi, Ruß, Polyester und Stahl. Wer kennt nicht die Bilder des riesigen Reifenfriedhofes in Kuwait, die zeigen, dass Recycling lange kein Thema war. Aber auch wenn in Europa Reifendeponien nicht mehr erlaubt sind, so werden rund 50 % der Reifen in Zementwerken als Sekundärbrennstoff verheizt, und das Angebot an Reifen ist so groß, dass Zementwerke zum Teil gar Geld bekommen, damit sie den Brennstoff verwenden.

Mehr und mehr wird sich aber auch an ein stoffliches Recycling herangewagt, wofür Genan und Reifen Recycling gute Beispiele sind. So werden hier die Reifen zerkleinert und das Gummi in Granulat zur Wiederverwertung aufbereitet, das dann oft in stofflich geringeren Qualität, wie z. B. als Beimischung zu Asphalt oder zur Herstellung von Belägen für Sportplätze verwendet wird. Positiv ist aber auch, dass ein gewisser Teil sogar wieder bei der Produktion von neuen Reifen seine Verwendung findet. Wie dies funktioniert wird hier im Video eines Recyclingunternehmens einfach veranschaulicht.

Mit einem Recyclinganteil von 30 % in Deutschland ist dies ein ermutigender Trend, zumal die Gewinnung von Kautschuk auch seine Schattenseite hat – aber das gilt wohl für alles, was in Afrika oder Asien produziert wird, weil hier soziale und ökologische Standards weniger Beachtung finden.

Wiederbenutzen statt „recyclen“

Aber es geht sogar noch besser. Dieses Video von WDR Doku zeigt die Schattenseiten der Kautschukgewinnung aber eben auch, dass Reifen – auch PKW-Reifen zu einem guten Grad (ab Minute 35) wiederverwendet werden können. So ist es möglich das verbleibende Profil abzuschälen und die gesamte Unterkonstruktion 1 zu 1 wieder benutzen, um ein neues Profil drauf zu vulkanisieren.

Bei LKW und Flugzeugen ist dies gängige Praxis, doch auch ein PKW-Reifen könnte einmal runderneuert werden – nur das Image ist schlecht, weil es in der Nachkriegszeit mit geringerer Qualität verbunden war. Doch heute erfüllen die Runderneuerungsreifen die gleichen Anforderungen wie neue Reifen. Grundlage des Erfolges einer Runderneuerung ist im Prinzip, die Unterkonstruktion, die verwendet wird. Deshalb verwendet z. B. das größte Runderneuerungsunternehmen in Deutschland King Meiler nur Altreifen von renommierten Markten. Doch auch wenn es günstiger ist – schließlich wird auch mehr als 2/3 weniger Material verwendet – ist der Marktanteil bei unter 5 %.  Obwohl die Fertigungsverfahren im Prinzip die gleichen sind wie bei Neureifen, und die gleichen Qualitätsanforderungen zu erfüllen sind.

Nimmt man eine Ausschussquote von 20 %, wegen beschädigter Erstreifen, 30 % Marktanteil von weniger renommierten Marken (geschätzt) und die Tatsache, dass die Reifen je einmal runderneuert werden können, so wäre rechnerisch ein Marktanteil von 35 % möglich und damit ließe sich der Materialbedarf für die Produktion der gesamten PKW-Reifen um über 20 % reduzieren. Führt man sich vor Augen, dass jährlich 280 Millionen Reifen hergestellt werden, um neue PKW auszustatten und 1,2 Milliarden Ersatzreifen verkauft werden (Stand 2018, laut PS Welt) so würde, das der Menge an Material von rund 300 Milliarden Reifen entsprechen.

Mikroplastik

Davon unabhängig sollte natürlich eine defensive Fahrweise weiterhin die Maxime sein, denn die abgefahrenen Profile lassen sich mit keiner Methode der Welt wieder recyceln, denn sie verteilen sich als feinster Staub in alle Winde. So ist laut einer Studie vom Fraunhofer-Institut von 2018 der Abrieb von Reifen für 31 % der Primäremissionen von Mikroplastik in Deutschland verantwortlich. Die beiden Grafiken verbildlichen die Zahlen der jährlichen Emissionen laut dieser Studie (Kunststoffe in der Umwelt: Mikro- und Makroplastik,  Oberhausen, Juni 2018). Mit über 80 % stammt der Abrieb von PKW, also durchaus etwas, auf das geachtet werden sollte.

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* Die Zahlen der jährlichen Emissionen beziehen sich auf die weiter oben genannte Studie und gelten für Deutschland.

Quellenangabe: Das Titelbild ist von Magda Ehlers bei pexels.com

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Recycling

Viel vom dem, was wir konsumieren, hinterlässt Müll. Ein großes Problem liegt allein schon darin, dass wir es pauschal als Müll bezeichnen und dementsprechend geringschätzig behandeln. Dabei ist vieles von diesen Überbleibseln unseres Konsums durchaus noch in irgendeiner Form ein Wertstoff – es sei denn wir behandeln es als Müll und schmeißen es achtlos weg.

Recycling in der Öffentlichkeit
Recycling in der Öffentlichkeit

Aus diesem Grund sind das Bewusstsein unserer Gesellschaft und das seiner Individuen von besonderer Bedeutung. Es ist wichtig, wie wir mit diesen Wertstoffen umgehen, damit einerseits die Potenziale, die darin stecken, genutzt werden und andererseits sich nach und nach die Produktionsketten unseren Bedürfnissen anpassen.

Weil für ein Individuum der Nutzen aus seinem umsichtigen Verhalten nahezu null ist und sich fast ausschließlich aus seinem besseren Gewissen zusammensetzt, ist vor allem ein sensibilisiertes Gewissen und ein gesteigertes Bewusstsein gegenüber den Werten für die Gesellschaft und die Umwelt von Bedeutung. Aus dieser Sicht ist es für Individuen unabdingbar ein klares, konfliktfreies und konsequentes gesellschaftliches Handeln wahrzunehmen.

Auf der anderen Seite muss auch berücksichtigt werden, dass ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Wertstoffen für viele mit großen Komforteinbußen verbunden ist. Denn den Abfall zu trennen kostet Zeit und Mühe und ist in jedem Fall aufwändiger als schlicht die Schutttonne zu öffnen und alles zusammen weg zu werfen.

Deshalb ist es einerseits wichtig, die empfunden Kosten zu reduzieren, indem ein flächendeckendes und kostenloses Entsorgungssystem vorhanden ist, das es jedem Einzelnen leicht macht, Wertstoffe zu trennen. Andererseits ist eine weitgreifende Öffentlichkeitsarbeit notwendig, die die moralischen Kosten erhöht, falls weiterhin nicht unsere Ressourcen geschont werden. Ebenso sind die Kosten für Restmüll durchaus hoch anzusetzen, um ein Einsparpotenzial für jene zu schaffen, die sich gesellschaftsorientiert verhalten.

Es gibt keine Rechtfertigung Recyclingcenter zu errichten oder zu betreiben, die Kosten für private Personen verursachen, wenn sie diese nutzen. Ebenso wenig darf eine Biomülltonne,  Papier- oder Glasentsorgung, noch blaue Säcke von Valorlux von den Kommunen genutzt werden, um Geld einzunehmen.

Dies würde einen falschen Anreiz schaffen und eine völlig verkehrte Botschaft senden. Dadurch zeigt sich, dass es eben doch kein gesellschaftlich verfolgtes Interesse ist. Das eigentlich benötigte Signal der Notwendigkeit verkommt zu einem: „Man kann es tun, wenn man Idealist ist.“ Jenen, die diese Mühe ablehnen und es sich nicht zumuten lassen wollen, wird es so einfach gemacht, sich die Gewissensbisse klein zu reden.

Eine ebenso fahrlässige Botschaft findet im öffentlichen Raum statt. Obwohl uns der Staatsapparat durch etliche Initiativen versucht zu sensibilisieren, zu Hause und in der Schule unseren Abfall zu trennen und uns des Wertes der Rohstoffe bewusst zu werden, scheitert es in der Öffentlichkeit an der notwendigen Konsequenz. In Parks, bei Sitzbänken längs Wanderwegen oder auf Bürgersteigen und gar auf Bus- und Bahnhaltestellen zeigt sich das triste Bild der Unvernunft. Statt der Möglichkeit zu trennen, finden sich – oft genug überfüllte – Mülltonnen, die den Wert der Ressourcen verkennen lassen.

Wo, wenn nicht in der Öffentlichkeit zeigt sich, wie wir als Gesellschaft handeln. Hier wird jeden Tag unmissverständlich gezeigt, dass Mülltrennung eine private Angelegenheit für Idealisten ist, die, wenn sie denn wollen, zu Hause bewusst leben können und in ihrem Keller ungesehen Recyceln dürfen. Nebst der verfehlten Botschaft werden jene, die sich in ihrem Verhalten zu Hause verbessert haben, in ihrer Gewohnheit gestört, oder schlimmer gar, es wird verhindert, dass es zur Gewohnheit wird. Abermals zeigt sich jenen, die sich der Bequemlichkeit willen weigern verantwortungsbewusst zu handeln: Sieh doch, es ist kein gesellschaftliches Interesse. Und außerdem, was kann einer allein schon ändern.

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