Warauf machen Steuern / Gebühren Sinn?

Steuern müssen sein, um unser  gesellschaftliches Leben zu vereinfachen und um Voraussetzungen zu schaffen, die uns allen einen Nutzen schaffen. Dazu zählen Straßen, Bildung, Gesundheit und Sicherheit. Dazu ist ein gewisser Geldbetrag notwendig und dieser muss von der Gesellschaft erbracht werden, deshalb gibt es Steuern und Gebühren, aber nicht alle sind mit unseren Interessen vereinbar oder gar kontra produktiv.

Wie lautet eure Meinung dazu? Wo sollten Steuern vermehrt anfallen? (In anderen Bereich, dadurch entsprechend weniger)

 

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Pauschale Regelungen

Das meiste in unserem Leben wird durch das geprägt, was wir bewusst wahrnehmen. Wir weichen einem Hindernis aus, wenn wir es sehen. Wir lassen einen Gegenstand los, wenn wir spüren, dass er zu heiß ist. Unser Empfinden ist eines der wichtigsten Einflussgrößen, die unser Handeln dahin gehend beeinflusst unseren Schaden und den der Gesellschaft gering zu halten. Es heißt zwar „geteiltes Leid ist halbes Leid“, und in einer sozialen Struktur sollte dies auch angestrebt werden. Aber für alles gibt es Obergrenzen, denn der Entscheidungsträger sollte immer derjenige sein, der von seinen Entscheidungen den größten Teil der Konsequenzen zu tragen hat. Vor allem darf es niemals so sein, dass er die Konsequenzen nicht mehr wahrnimmt. Dies würde bildlich gesprochen dazu führen, dass wir in Hindernisse hineinlaufen und uns Schaden zuführen, ohne es zu bemerken und ohne eine Chance, es zu ändern.

Ein Beispiel dafür können Versicherungen sein. Genau aus diesem Grund haben Autoversicherungen einen Selbstbetrag, der bei jedem Unfall für den Versicherten fällig wird, damit dieser nicht leichtfertig eine Gefahr eingeht. Ebenso gibt es einen Mechanismus, um Autofahrer stärker zur Kasse zu bitten, die häufiger einen Unfall hatten, oder eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, einem Unfall nicht ausweichen zu können, wie dies z. B. bei Fahranfängern angenommen wird. Diese Wirkmechanismen sind allgemein bekannt, dennoch finden sie nicht überall dort Anwendung, wo der Einzelne durch individuelles Handeln den Schaden beeinflussen kann.

Im Prinzip sind Versicherungen ein sozialer Fond, in den jeder einzahlt, um im Falle eines stochastischen und schwerwiegenden Schadens Solidarität zu zeigen und dem Betroffenen sein Leid zu lindern. Dabei ist es keineswegs das Ziel, ihn schadensfrei zu stellen, noch ihm die Verantwortung abzunehmen.

Wenn das Vorhandensein einer Versicherung dazu führt, dass die Achtsamkeit oder das verantwortliche Handeln nachlassen, dann führt das dazu, dass die versicherte Gemeinschaft für die Leichtfertigkeit des Einzelnen zahlen muss – und nicht zwecks Solidarität dem Opfer unter die Arme greift. Die Struktur der Vernunft und der Solidarität dreht sich zu einem asozialen System um, in dem Schmarotzer auf Kosten der Gemeinschaft profitieren. Es darf zwar nicht pauschalisiert werden, trotzdem dürfen statistisch niederschlagende Effekte nicht ignoriert werden. Denn Versicherungen sind nichts anderes als das Abmindern der schadhaften Wirkung statistisch auftauchender Ereignisse. Nicht umsonst sitzen in den Versicherungen Mathematiker, die alle Schäden bewerten. Die meisten dieser negativen und asozialen Verhaltensänderungen lassen sich zu einem großen Teil durch eine geschickte Internalisierung der Unkosten beheben.

Ein solcher Fall sind Krankenversicherungen, bei denen der Arbeitnehmer sein volles Gehalt auch dann erhält, wenn er zu Hause bleibt. Sei es, weil er tatsächlich krank ist oder weil er montags keine Lust hat oder zu lange gefeiert hat. Finanziell wird er dadurch nicht bestraft, aber er spart sich an dem Tag den Weg zur Arbeit und die damit verbundenen Unkosten und Unannehmlichkeiten. Nimmt man den sozialen Druck und das moralische Empfinden weg, so wäre jeder als dumm zu bezeichnen, der nicht regelmäßig krankfeiert. Das führt aber dazu, dass ein Teil des asozialen Handelns aufgrund der Solidarität der Gemeinschaft nicht nur schadensfrei gehalten wird, sondern obendrein belohnt wird. Das ist eine eklatante Diskrepanz zum Grundgedanken der Versicherungen. Es wäre durchaus angebracht das ausgezahlte Gehalt auf 80 % zu reduzieren und somit den Krankenkassenbeitrag zu senken. Dadurch würde nur derjenige bestraft, der überdurchschnittlich oft krank ist oder krankfeiert. Für jenen, der chronisch krank ist oder zumindest über einen längeren Zeitraum, lassen sich einfache Regelungen finden, die ihm die Solidarität zusichern, die ihm in unserer sozialen Gesellschaft zustehen. Jedenfalls darf es kein pauschales System für Sozialversicherungen geben, solange die soziale Grundeinstellung der Individuen nicht homogen ist – und das wird sie voraussichtlich niemals sein.

Ein anderes Problem entsteht, wenn Arbeitnehmer ein fixes Gehalt erhalten, das nicht eine Funktion der Arbeitszeit darstellt. Zwar haben wir Gesetze, die regeln sollen, dass die Arbeitszeit wöchentlich bei vierzig Stunden liegen soll, dennoch zeigt sich in der Realität ein anderes Bild. Es gibt Arbeitnehmer, die ihre Stunden abarbeiten und dann ihren Hammer, ihre Computermaus oder Pinsel fallen lassen und nach Hause zu ihrer Familie, ihren Freunden gehen und von ihrem Sozialleben profitieren.

Gleichzeitig gibt es aber auch Arbeitnehmer, die unter dem Deckmantel eines höheren Gehaltes angehalten sind länger zu bleiben. Solange bis die Arbeit erledigt ist, gleichgültig wie lange es dauert. Das mag seine Vorteile haben, über längere Zeit führt es aber zu sozialen Problemen und zu einer Zeitfalle für den Arbeitnehmer. Überstunden werden zur Gewohnheit und der Arbeitgeber kann bewusst oder unbewusst den Druck kontinuierlich erhöhen und immer mehr auf den Arbeitsplan stellen, für ihn nämlich verursacht es keine Kosten.

Die Ausnahmesituation von Überstunden in Peakzeiten, wenn kurzfristig viel dringende Arbeit anliegt, wird zur Gewohnheit und der Arbeitnehmer muss hart kämpfen, um von seinem Recht Gebrauch zu machen. Die Gefahr dabei ist, dass es sich hierbei um einen schleichenden Prozess handelt. Es ist kein Schlag ins Gesicht, sondern es ist, als ob die Wände um einen herum Millimeter um Millimeter zusammen rücken und einen irgendwann zu erdrücken drohen, wenn man sich nicht gewaltsam befreit. Meist führt irgendwann kein Weg an einer Kündigung oder einem körperlichen und / oder psychischen Zusammenbruch des Arbeitnehmers vorbei, wenn sich etwas ändern soll. Weil dies aber gängige Praxis ist, wird auch dies meist nicht viel ändern und so ergibt er sich allzu oft in seine Situation und verzichtet auf sozialen Nutzen.

Das hat aber auch weitreichende Folgen für die Gesellschaft. Einerseits wird so anfallende Arbeit von weniger Menschen als sinnvoll ausgeführt und unnötigerweise Arbeitsplätze vernichtet. Andererseits führt es zu einer Entfremdung der Gesellschaft und dem vielzitierten Kind, das seine Eltern sich küssen sieht und fragt: „Mama, wer ist dieser Mann?“ Wir müssen uns von der Selbstverständnis der Arbeit trennen und zu einem Selbstverständnis der Freizeit kommen. Nicht derjenige ist asozial, der versucht seine Arbeitszeit zu begrenzen, sondern derjenige, der es nicht tut.

Hier muss dringend und kann sehr einfach ein Mechanismus gefunden werden, um diese Zwangslage zu unterbinden. Ungeachtet der Gehaltsstruktur und -summe muss eine Bedingung stets erfüllt bleiben, nämlich die, dass jede Arbeitsstunde zu einem erhöhten Gehalt führt und dass keine Stunde unter der des für die jeweilige Person gültigen Mindestlohnes liegt. Außerdem muss ab der vierzigsten Arbeitsstunde der Stundenlohn um 15 % (inklusive Zinseszins) steigen. Das würde dazu führen, dass bei einer regelmäßigen Arbeitszeit von 45 Stunden, der Arbeitnehmer für die 45. Stunde automatisch den doppelten Stundenlohn erhalten würde, für die 50. Arbeitsstunde das Vierfache. Natürlich müsste es gleichzeitig verboten sein, die Arbeitszeit nicht zu erfassen. Ab dann hat der Arbeitgeber einen starken Anreiz dem Arbeitnehmer zu sagen, dass seine Überstunden ineffizient sind und würde ihn bitten nach Hause zu gehen. Der Arbeitnehmer würde nach einer Möglichkeit suchen, die Arbeit anderweitig erledigt zu bekommen und deshalb neue Arbeitsplätze schaffen. Gleichzeitig würde er die Flexibilität wahren oder gar steigern, weil seine Arbeiter nicht an ihrer Belastungsgrenze arbeiten und kurzfristig mehr Leistung erbringen können, um dann in ruhigeren Zeiten die angehäuften „Überstunden“ abzubauen oder ausbezahlt zu bekommen. Die Interessen der Gesellschaft müssen auch in die Entscheidungsstruktur der Arbeitgeber internalisiert werden.

Es zeigt sich nämlich, dass unsere Kinder die Werte verlieren, die für eine Gesellschaft wichtig sind und das liegt daran, dass die Erwachsenen asozialer werden. Arbeit hat keinen Selbstzweck, sondern den Zweck unser soziales Leben aufrecht zu halten. Arbeit, die soziale Werte zerstört ist gefährlich und asozial!