Lüftungsanlagen

Ob Lüftungsanlagen nun energetisch sinnvoll sind oder nicht, sie ermöglichen doch einen Komfort, der anders nicht möglich wäre. So entfällt größtenteils der Bedarf, das Fenster zu öffnen. Geruchsstoffe und Feuchtigkeit werden automatisch auf einem niedrigen Niveau gehalten und kalter Durchzug ist nicht notwendig. Auch kann man als Vorteil ansehen, dass die Frischluft durch einen Filter von etlichen Schwebstoffen befreit wird, so gelangt weniger Staub in die Wohnung.
Vergessen sollten die Konsequenzen und Risiken dabei aber nicht werden. Dies hat weniger mit den Anlagen an sich zu tun, als vielmehr mit dem Verständnis von und dem Umgang mit dieser Technik. Eine zunehmende Technisierung unseres Lebens sind wir gewohnt. Dies stellt ohnehin nur eine Seite des Problems dar. Viel problematischer ist die nicht direkt sichtbare und nicht pauschalisierbare Seite, die sich je nach Planung, Installation und Wartung zeigt oder zeigen wird. Schwierig ist es einerseits, weil Lüftungsanlagen deshalb unnötig in Verruf geraten und vor allem weil andererseits Kritiker als Panikmacher verschrien werden, weil es eben doch Beispiele gibt, wo alles richtig gemacht wurde und die Anlagen vernünftig gewartet und überwacht werden.
Zu oft zeigt sich in der Praxis allerdings ein anderes Bild. Es gibt dabei zwei Ansätze, die Gefahren bergen. Für die einen ist – zumal im Wohnungsbau – die Lüftungsanlage ein Dorn im Auge und es wird auch aus ästhetischen Gründen versucht diese zu kaschieren. Dabei werden nicht allzu selten flexible Rohre eingesetzt, die Rohre hinter falschen Wänden und Decken versteckt oder schlimmer noch in den Beton oder Estrich eingegossen. Hauptsache alles ist versteckt. Für andere erwecken Lüftungsanlagen den Ansporn noch mehr Energie einzusparen und nur dort und dann die Luft auszutauschen, wenn dies erforderlich scheint. Dabei werden Meter um Meter Lüftungsrohre durch das Haus gelegt, die immer kleiner und verwinkelter sich dorthin verirren müssen, wo zeitweise einige Kubikmeter Luft ausgetauscht werden sollen. So ehrenwert dieser Gedanke dem einen oder anderen erscheinen mag, der technische Aufwand darf nicht aus den Augen verloren werden. Es müssen vernünftige und einfache Lösungen angestrebt werden.
Man muss sich nämlich bereits vor der Planung bewusst sein, dass das gesamte Lüftungsnetz auch von Zeit zu Zeit gereinigt werden können muss – zumindest aber das Zuluftnetz. Werden Flexrohre mit ihren Rillen eingesetzt, können sie getrost jeden Gedanken diese zu reinigen aufgeben. Auch wird es kaum möglich sein, versteckte Rohre zu reinigen, die nicht formstabil und planlos hinter Vorwänden und falschen Decken versteckt worden sind. Sind Biegungen nicht zu vermeiden müssen die Teilabschnitte über Revisionsöffnungen erreichbar sein. Auch sieht man auf Baustellen ein Wunderwerk an unterschiedlichen Profilen und Übergängen, damit die Lüftungsrohre auch möglichst in jede Ecke gedrückt werden können, egal ob eckig oder Oval. Hauptsache das Ganze ist anschließend von außen Hui und wer sollte sich schon an etwas stören, was nicht zu sehen ist?
In letzter Zeit hört man zunehmend Planer sich beschweren, was die Lüftungsanlagen für negative Konsequenzen haben und dass die Regulierung diesbezüglich Wahnsinn ist. Allerdings gründen die Probleme allesamt nicht aus der Regulierung, sondern leider aus der planlosen Installation des Systems. Eine Lüftungsanlage darf nicht nur als Mittel verstanden werden, Energie einzusparen, sondern vor allem auch als Komfort. Ein einfacher Wartungsbedarf mit einer kontinuierlich gewährleistbaren Hygiene über viele Jahre gehört ebenso dazu, wie Nutzer, die wissen, dass es Fenster gibt und man den Volumenstrom der Anlagen regeln kann – und sie auch ausschalten kann. Obwohl es bisweilen gefordert wird, ist es nicht die Regulierung, die sich ändern muss, sondern die Konzepte der Planer und das Bewusstsein der Nutzer, sich entsprechend sorgsam um die Anlage zu kümmern, damit hygienische Probleme ausgeschlossen werden können. Dennoch gilt: Wer in Wohngebäuden oder in gängigen Funktionalgebäuden ein Konzept vorzieht indem 100 % des Luftbedarfs über Lüftungsanlagen abgedeckt wird, der tut vieles, aber weder energiesparen, noch die Umwelt schonen. Er nutzt vielmehr Technik um ihrer selbst willen und setzt Material ein, weil Vernunft nicht von Interesse ist. Dieses Verständnis muss sich ändern.

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